LAURENT METTRAUX
Route Principale 160, CH-1791 Courtaman
(Schweiz)
Tél. + fax : (+41) 26/684.18.65,
E-mail : laurent.mettraux(at)bluewin.ch
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Gewandhaus-Saison: Auftragswerk im Juni 2010 im Rahmen
des Leipziger Bachfests
[Anlässlich des diesjährigen Leipziger Bachfestes hat das Gewandhaus einen
Auftrag an Laurent Mettraux vergeben. So werden am 16., 18. und 19. Juni
Laurent Mettraux’ Choralvariationen
über das Weihnachtslied „Vom Himmel hoch, da komm’ ich her“ zur
Uraufführung gelangen.
Der Komponist
hat einen Vorbild für seine Choralvariationen – nämlich Bachs
„Kanonische Veränderungen über das Weihnachtslied Vom Himmel hoch, da
komm ich her“ für Orgel solo BWV 769. Doch dem Kompositionsauftrag war
zugleich ein weiteres Vorbild beigestellt, nämlich Igor Strawinskys Bearbeitung
der bachschen „Vom Himmel hoch“-Variationen für Chor
und Orchester.]
Damit stand
Mettraux vor einer doppelten Herausforderung. „Das Wichtigste ist“, resümiert
der Schweizer Komponist, „ seine eigene Persönlichkeit zu bewahren, damit es
sich nicht um einen blossen Pastiche
handelt. In diesem Fall habe ich mich vor allem von einigen
Kompositionstechniken inspirieren lassen, die Bach in seinen Werken verwendet,
mehr als von seinen Werken selbst. Und da das Werk Strawinskys den Variationen
Bachs sehr ähnelt, nahm ich mir vor, etwas davon Verschiedenes zu komponieren.
Im Gegensatz zur objektivistischen Vorstellung Strawinskys habe ich also ein
persönlicheres Werk geschrieben. Was aber ähnlich bleibt, ist die Verwendung
der gleichen Besetzung, auch wenn ich sie auf andere Art benütze.“
Die gleiche Besetzung wie Strawinsky zu nehmen, nämlich gemischten Chor und Orchester ohne Klarinette, Hörner, Schlagzeug, Geigen und Celli, war Bestandteil des Kompositionsauftrages an Laurent Mettraux; dieser war zunächst wegen seines 2003 uraufgeführten Orgelkonzerts in die Planung für die „Grossen Concerte“ während des Leipziger Bachfestes aufgenommen worden. Mit dem Auftrag an Mettraux verband sich die dramaturgische Idee, eine doppelte Verknüpfung mit Bachs Choralvariationen herzustellen. Der 1970 im schweizerischen Fribourg geborene Mettraux stellte sich der Herausforderung mit Freude. „Ich komme aus einer Gegend, die eine grosse Chortradition pflegt“, erzählt er. „So habe ich schon mehrere Vokalwerke geschrieben, darunter zwei Oratorien. [Die Vokalmusik hat mich also immer interessiert, besonders auch, wenn sie mit der Bühne im Zusammenhang steht. Die allererste Komposition, die ich mit 12 Jahren geschrieben hatte, war übrigens eine Oper …]“
Ob das vermittelnde Element des Textes auch helfen kann, dem Hörer den Zugang zu zeitgenössischen Kompositionen zu erleichtern, dessen ist sich Mettraux nicht sicher: „Der Beistand eines Textes kann einem Zuhörer eventuell helfen, aber es kann ihm genauso gut helfen, an Landschaften oder an Ereignisse zu denken, die visuell dem entsprechen, was er zu hören bekommt. Ebenso kann er aber auch, anstatt der Musik so zu folgen, wie man es bei einem klassischen Werk tun würde, einfach die verschiedenen Stimmungen auf sich wirken lassen. Die zeitgenössische Musik ist vielfältig, und es gibt jetzt Komponisten, die in verschiedenen Stilen schreiben, von der Postromantik bis zur Avantgarde. Dadurch ist es einfacher geworden, Werke zu finden, zu welchen man sich hingezogen fühlt.“
[Bei den Besuchern seiner Konzerte hat Laurent Mettraux bislang zu seiner Freude allerdings keine Zugangsprobleme ausmachen können: „Ich habe festgestellt, dass das Publikum meinen Werken meistens mit grosser Aufmerksamkeit zuhört, manchmal sogar fast kontemplativ. Ein jeder Hörer wird sich dabei, je nach seiner Kulturzugehörigkeit oder seinen Vorlieben, durch einen anderen Aspekt angesprochen fühlen, das heisst, er klammert sich an diesen oder jenen Bezug, den er wahrnimmt oder wahrzunehmen glaubt. Das gehört zum eigentlichen Reichtum eines Werkes, nämlich dass es fähig ist, den verschiedensten Persönlichkeiten etwas zu bieten.“]
Laurent Mettraux blickt mit größtem Respekt auf das Schaffen Johann Sebastian Bachs: „Für mich sowie für einen grossen Teil der Komponisten und Musiker ist Bach der grösste Komponist, das zentrale Vorbild. Während meiner Lehrjahre habe ich sehr viele seiner Werke ausführlich analysiert, darunter das gesamte „Wohltemperierte Klavier“, die „Kunst der Fuge“, das „Musikalische Opfer“ und das Orgelbüchlein.“ Mettraux betont zwar, dass die meisten seiner Werke - auch das Orgelkonzert, das in besagten grossen Concerten zur deutschen Erstaufführung kommen wird - keine direkten Vorbilder haben. Er sieht sich aber in einer Tradition stehen: „Im Gegensatz zu einem Teil der Komponisten der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verleugne ich die Vergangenheit nicht. Ob man das musikalische Erbe nun annimmt oder nicht: Es bleibt die Tatsache, dass das eigene Schaffen davon bedingt wird. [Am wichtigsten ist es deshalb, seinen eigenen Weg, seine eigene Persönlichkeit zu finden; die musikalischen Materialien müssen der Inspiration des Komponisten dienen, und nicht umgekehrt.]“
Sabine Näher
Gewandhausmagazin, Sommer 2010
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